Samstag, 8. März 2014

Velkommen til Norge! - die Rentierschlittenfahrt


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Nachdem ich euch hier von meiner Ankunft in Norwegen erzählt habe, geht es nun dort weiter, wo die Geschichte aufgehört hat.
Nach dem reichhaltigen Frühstück zogen wir uns schön dick an. In der Zeit in Norwegen habe ich nicht wirklich darauf geachtet, modisch gekleidet zu sein. Es fiel mir etwas schwer, nicht darauf zu achten, aber der Platz im Koffer war begrenzt, weshalb ich nur dicke Pullover und ähnliche warme Kleidung mitnehmen konnte. Ketten und Ringe würden nur stören, daher habe ich komplett darauf verzichtet. Ich hatte sogar nur zwei Paar Schuhe dabei, zu meiner eigenen Verwunderung. Jedenfalls schmiss ich mich in meine kuschelige Thermounterwäsche, zog meine Fleece-Socken an und hüllte mich in zwei Pullover und meinen Parka, noch einen Schal, Handschuhe und Mütze und das Outfit war fertig. Wir gingen nach draußen und verschafften uns erstmal einen Überblick. Das Wetter war wirklich trist und untypisch für Norwegen: es regnete in Strömen, es war unglaublich glatt und rutschig und so gingen wir im Entenschritt zum Hafen, wo uns ein Auto der Organisation aufsammeln wollte, das unsere Tour veranstaltet. Norwegen hatte ich mir wirklich anders vorgestellt - mitten in der Arktis erwartete ich tiefe Minustemperaturen und dicke Schneeflocken. Stattdessen regnete es, wir stellten uns vor einer Pizzeria unter - und wir waren ziemlich pessimistisch. Etwas zu spät (das scheint in Norwegen so üblich zu sein) fuhr dann ein kleiner Bus vor und die kleine Truppe, die sich mittlerweile zusammengefunden hatte, drängelte sich hinein.

Unsere Fahrt ging los. Wir fuhren etwa eine halbe Stunde, der Himmel brach auf und es kam zwischendrin ein schönes Blau hervor. Zunächst fuhren wir zum "Basement". Das war ein kleines, rotes Häuschen, in dem nicht sehr schöne, aber dafür warme Overalls auf uns warteten. Jeder suchte sich etwas passendes aus und zog sich an.

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Dann setzten wir uns wieder in den Bus und fuhren wieder ein Stück zurück, zu einer Stelle, die ich schon im Vorbeifahren gesehen habe. An der Stelle stand ein Lavvu, das typische Zelt der Sami. Daneben standen mehrere Rentiere, die etwas skeptisch dreinblickten, als wir ungeschickt aus dem Bus stiegen (so dick eingepackt verliert man schon mal das Körpergefühl) und in ihre Richtung liefen. Hier war es dann doch so, wie man sich die Arktis vorstellt: Schnee und Eis so weit das Auge reichte.

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Unsere Gruppe wurde in zwei Hälften geteilt, die anderen setzten sich bereits in die Schlitten und fuhren mit den Rentieren davon, wir blieben erstmal im Lager und sahen uns um. Die liebe Frau, die unser Guide war, erzählte uns allgemeines zu den Sami. Sie sind die Ureinwohner Lapplands, denen alle Rentiere gehören, die hier leben. Wie viele Rentiere einem Sami gehören, haben wir nicht erfahren - es ist, als frage man nach dem Gehalt, man spricht einfach nicht drüber. "Mehr als letztes Jahr" ist meistens die Antwort. Unser Guide meinte aber, dass es meistens über 500 Tiere sind. Die Rentiere Sie leben in freier Wildbahn und werden per GPS geortet. Sie ernähren sich hauptsächlich von Moos, das zwischen Steinen wächst, sie werden aber noch zusätzlich gefüttert, da sie durch die Arbeit mit den Schlitten mehr Energie benötigen. Wir haben gehört, dass im aktuellen Winter leider sehr viele Rentiere gestorben sind, da es so viel geregnet hat. Durch den kalten Boden hat sich eine dicke Eisschicht gebildet, die einfach alles überzogen hat. Die Tiere konnten sich gar nicht richtig bewegen, weil sie immer weggerutscht und gefallen sind, ihre Nahrungsquellen waren zugefroren und es war nicht möglich, alle Rentiere einzsammeln und zu füttern. Die Norweger haben sich zwar zusammengetan und Essen für die Tiere, leider haben es aber sehr viele nicht geschafft. Es ist wirklich erstaunlich, was es für Auswirkungen hat, wenn sich die natürliche Umgebung verändert.
Durch den GPS-Sender, den einige Tiere am Halsband haben, kann man immer verfolgen, wo sie sich aufhalten. Trotzdem kommen sie immer wieder von selber zurück. Die Sami haben zudem einen speziellen Ruf, dem die Tiere folgen. Um die Rentiere wieder "anzuleinen", benutzen sie spezielle Gummiseile, denen die Witterungsbedingungen nichts anhaben. Sie formen sie zu einem Lasso und fangen sie dadurch ein. Uns wurde gezeigt wie man dieses Lasso formt und durften an unserem persönlichen Rentier, unserem Guide, üben.

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Nach dieser kleinen sportlichen Einlage gingen wir zu einem kleinen Rentier, das in der Nähe des Lavvu angebunden war. Es ist der Gruppe zugelaufen, hatte vermutlich seine Mama verloren. Es hat sich schon gut integriert, darf aber natürlich noch nicht mit dem Schlitten fahren, deshalb musste es dort auf die anderen Rentiere warten. Dann setzten wir uns ins Lavvu. Innen brannte ein Feuer und heizte das ganze Zelt auf eine angenehme Temperatur. Durch eine Öffnung an der Spitze zog der Rauch weg. Viele blieben draußen, da man erstmal durch den beißenden Qualm steigen musste, um hineinzukommen.

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 Innen war es sehr gemütlich. Das Zelt bot zwar nicht viel Platz, aber es war dennoch nicht zu eng.
Unsere Führerin hat erzählt, dass die Frauen in den Zelten ganz innen schlafen, die Männer außen, um im Notfall schnell herauszukommen, und die Gruppe zu verteidigen. Die Kinder schliefen zwischendrin.

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Die Schlitten kamen zurück und wir wurden auf die Schlitten aufgeteilt. Ich bekam den allerersten Schlitten, den ich mir zusammen mit dem Sami teilte. Durch die Eisfläche auf dem Schnee war die Schlittenfahrt eine recht laute Angelegenheit, es war aber trotzdem eine sehr schöne Erfahrung.

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Nach circa einer halben Stunde kamen wir wieder am Lager an. Jetzt hatten wir etwas Zeit, uns die Rentiere genauer anzuschauen. Wir fütterten sie mit Moos und belohnten sie für ihre Arbeit.

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Nachdem wir etwas Zeit bei den Rentieren verbracht haben, stiegen wir wieder in den Bus und fuhren zurück zu der Stelle, an der das Basement lag. Dort standen nochmal zwei große Lavvus, in einem davon nahm unsere Gruppe Platz. Es gab die für die Sami typische Rentiersuppe (für mich gab es zum Glück Blumenkohlsuppe) und frisches Brot, dazu warmen Tee und Kaffee. Während wir aßen, hat unser Guide etwas zur Geschichte der Sami erzählt.

Sie sind die Ureinwohner, sie leben schon seit Ewigkeiten in Lappland, also im Norden Norwegens, Schwedens und Finnlands. Sie zogen zusammen mit ihren Rentieren immer weiter, suchten sich immer wieder neue Stellen. Als das Königreich Norwegen wuchs und wuchs, wurden die Sami zum Dorn im Auge des Landes. Sie versuchten sie zu vertreiben, was jedoch erfolglos blieb. Sie drängten die Sami dazu, ihre Kinder in die Schule zu schicken, norwegisch zu sprechen (das Sprechen samischen Sprache stand damals unter Strafe) und die norwegischen Lebensweisen zu übernehmen. Norwegen hat versucht, die Kultur und Tradition der Ureinwohner zu ersticken, sie vollkommen zu unterbinden. In der weiteren Entwicklung haben sie aber eingesehen, dass dies Unsinn ist. Sie haben sie als Teil Norwegens akzeptiert und lassen sie mittlerweile in Ruhe. Uns wurde gesagt, dass es mittlerweile sogar im Trend liegt, norgwegischen Neugeborenen samische Namen zu geben - so viel dazu.
Heute sind die Sami natürlich der Modernisierung gefolgt und wohnen in beheizten Häusern, haben fließendes Wasser und Strom und nutzen die Technik von heute. Die Sprache und ihre Tradition, das Halten der Rentiere, haben sie aber bis heute beibehalten und uns wurde gesagt, dass sie - wenn sie die Wahl haben - immer noch lieber in den Lavvus sitzen und essen, als in ihren Häusern.

Die Sami, die die Schlitten geführt haben, kamen mit einem Schneemobil angefahren - es ist eben alles etwas moderner geworden. Sie setzten sich zu uns ins Lavvu, aßen die letzten Reste der Suppe und sahen unserer Gruppe dabei zu, wie sie am Feuer Marshmallows grillten. Danach ging es schon wieder zurück. Ich fand es schön, so viel über die Traditionen der Sami zu erfahren und mal das nordnorwegische Leben fernab vom Nordlichttourismus zu erleben. Selbst wenn dies auch nur eine Tour war, bekam man einen guten Eindruck. Ich war fast schon traurig, diese netten Leute zu verlassen und zurück zum Hotel zu fahren, aber es war schon recht spät und unsere nächste Tour stand bereits an. Mehr dazu im nächsten Beitrag.

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3 Kommentare:

  1. wun-der-schö-ne impressionen! jetzt packt mich das fernweh ... <3

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  2. Hallo,

    obwohl der Bericht verhältnismäßig lang ist, lässt er sich gut lesen :) Erstmal schön, dass doch noch das kam, was du erwartet hast :D ich muss jetzt ehrlich zu einer Lücke meiner Allgemeinbildung stehen - von den Sami habe ich bis gerade noch nichts gehört und freue mich, dass ich durch dich was darüber erfahren konnte :) Da hast du ja noch mal Glück gehabt, dass es für dich die Brokkolisuppe gab! :D

    Abschließend möchte ich noch sagen, dass das wirklich großartige Bilder sind, besonders das Bild vom Zeltinneren hat es mir angetan. Und ich finde es sehr süß, dass die Männer außen schlafen um die Familie zu beschützen ;)

    Liebste Grüße
    Sabine
    www.zuckermischwerk.de

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  3. Wunderschöne Bilder und Eindrücke. Du machst mich richtig neidisch!

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